Architekturreise Kos

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Malerisch zeichnen sich die traditionellen, weißgetünchten Steingebäude mit bunten Fenster -und Türelementen gegen den strahlenden und tiefblauen griechischen Himmel ab. Kos ist eine Urlaubsinsel mit einer bewegten Historie, deren architektonische Spuren, über den ersten Eindruck hinaus, bis heute sichtbar sind.

Die Insel ist nach Rhodos und Karpathos die drittgrößte der Dodekanes, einer zur Griechenland gehörenden Inselgruppe in der Ägäis. Die ca. 290 Quadratkilometer große Insel lebt vom Tourismus. Sie zählt gut 30.000 ständige Einwohner, eine doppelte Anzahl an Fremdenbetten steht Urlaubern zur Verfügung. Großzügige Sand- und Kiesstrände säumen die 112 km lange Küste. Kleine Dörfer laden zum entspannten Verweilen, eine lebendige Altstadt zum Shoppen und Ausgehen ein.

Die Mythologie besagt, dass Kos das heilige Land von Asklepeios, dem Gott der Heilung sei. Angeblich wurde auch Hippokrates, der als Begründer der modernen Medizin gilt, 460 v. Chr. auf Kos geboren und wirkte dort. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Überreste des Asklepeion von Kos von Archäologen endeckt und freigelegt. Die im sowohl dorischen und ionischen Stil erbaute, als auch mit korinthischer Säulenordnung ausgestattete Anlage ist ein ein antikes Heiligtum des Asklepeion mit angeschlossenem Sanatorium. Es liegt ca. 3,5 km südwestlich der Stadt Kos, der gleichnamigen Hauptstadt der Insel.

Doch nicht nur die hellenistische Bausweise ist typisch für Kos. Über viele Jahrhunderte hinweg eroberten und besiedelten unterschiedliche Kulturen die Insel und prägten sie demzufolge auch architektonisch. Daher zunächst ein kurzer historischer Abriss, um die Vielfalt der Einflüsse zu verdeutlichen: Erstmals kolonisiert wurde Kos durch dorische Siedler. 564 v.Chr. geriet sie unter persische Kontrolle, gehörte mehr als weitere hundert Jahre zum attischen Seebund bevor sie 405 v. Chr. an Sparta fiel. Im 2. Jhd. v. Chr. eroberten die Römer die Insel, dann war sie Teil des byzantinisches Reiches. Des Weiteren wurde Kos von den Venezianern erobert, und von von ihnen an den Johanniterorden verkauft. Die Johanniter wurden von einer türkischen Invasion vertrieben und das Osmanische Reich besetzte die Insel über 400 Jahre hinweg. Im Anschluss übernahmen zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Italiener die Macht. Erst seit 1948, durch die Anbindung der Dodekanes an Griechenland, steht Kos wieder unter griechischer Verwaltung.

Ein Beispiel für eine frühchristliche Basilika ist die Kirche von dem Heiligen Johann den Baptist. Heute eine Friedhofskirche inmitten der Haupstadt Kos, beherbergte sie während des 5./6. Jhd. n. Chr. ein Baptisterium, eine christliche Taufkapelle. Architektonisch sehenswürdige Elemente sind ein hellenistisches Fries, Kapitelle, Architrave und Pilaster. Zudem sind dort Fresken aus dem 12./13. Jhd. zu betrachten, die Szenen aus dem Leben des Hl. Johann darstellen. Weitere sakrale Sehenswürdigkeiten sind das Kloster von Agios Ioannis, die Kirche und Basilika von Agios Stefanos, der Komplex der frühchristlichen Basilika des Heiligen Stefanos sowie die Kirche des Ypapanti. Letztere Kirche ist beispielhaft für die zeitweise auf der Insel herrschende byzantinische Kultur. Gebaut wurde sie in den Wänden der Ruine einer byzantinischen Festung im Dorf Pyli. Dort zu sehen sind Ikonen und Fresken des 14. Jahrhunderts sowie ein auf vier Säulen gelagerter Marmoraltar.

Einige antike und weitere archäologisch relevante Funde kamen erst nach dem großen Erdbeben im Jahr 1933 wieder ans Licht. Hierzu gehört beispielsweise die Agora samt Stoa aus dem 3./4. Jhd. v. Chr. der Tempel des Herakles, ebenfalls um diese Zeit zu datieren, sowie die Platane des Hippokrates, benannt nach dem berühmten Arzt. Sie befindet sich am Platia Platanou, dem Platanenplatz in der Stadt Kos und in unmittelbarer Nähe zu einem Osmanischen Brunnenhaus, eigentlich ein antiker Sarkophag, der zu einem Brunnen umfunktioniert wurde. Südwestlich des Platzes steht ein weiteres osmanisches Bauwerk, die Loggia Moschee, eigentlich Gazi Hasan Paşa Moscheederen geläufigerer Name von ihrer schönen Säulenloggia herrührt.

Doch auch die Johanniter hinterließen ihre Spuren auf der Insel. Am Eingang des Mandráki- Hafens liegt die Burg Nerátzia. Eine Brücke verband in der Antike das Burggelände mit der Insel. Gebaut wurde die Festung im 13. bis 15. Jahrhundert. Zum Bau wurde nicht allein das Gestein vor Ort, ebenso antike Bauelemente verwendet und auch an der Burg Nerátzia ist wieder ein hellenistisches Fries als Dekorelement zu finden. Die stilistische Vielfalt auf Kos beruht demnach nicht nur auf der Unterschiedlichkeit der Gebäude insgesamt, sondern zeigt auch den Eklektizismus bei der Errichtung eines einzelnen Bauwerks.

Der italienische Einfluss kam ebenfalls nicht zu kurz. Nach dem bereits erwähnten Erdbeben 1933 bauten die Italiener die von ihnen zu diesem Zeitpunkt besetzte Stadt Kos nach einem neuen, klassenorientierten Stadtplan wieder auf. Aufgeteilt in Nord-/ Mittel-/ und Ostbezirk bedeutet dies, dass die Gebäude nach Anforderungen von Arbeiterklasse, Bourgeoisie und wohlhabenden italienischen Siedlern errichtet wurden.
Diese nach dem Erdbeben gebauten Gebäude ergänzten den erhalten gebliebenen Bestand erneut um weitere Stilelemente. Rationalistische und nicht zuletzt auch faschistische Architekturmerkmale flossen in die Gestaltung mit ein. Monumentaler Neoklassizismus ( z.B. Casa del Fascio oder Casa Balilla) und eine klassenorientierte Stadtplanung finden sich hier als Zeichen der Instrumentalisierung von Architektur für macht- und gesellschaftspolitische Zwecke.

Ein während dieser Zeit, im Jahr 1936, erstelltes Bauwerk ist das Archäologische Museum Kos. Es befindet sich in Kos Stadt, am nördlichen Ende der Platia Eleftherias. Präsentiert werden die wichtigsten Funde aus sämtlichen Epochen der Insel.

Zum Entspannen eignen sich Ausflüge in traditionelle Dörfer wie Asfendiou, Zia, Antimachia, Pyli, Kefalos an. Auf dem Weg dorthin kommt man nicht selten an die für Kos ebenfalls typischen Windmühlen vorbei. Zudem gilt Kos als die grünste und fruchtbarste Insel der Dodekanes. Auch wenn sich das Leben auf Kos in erster Linie in Strandnähe abspielt, dürfte sich ein Ausflug ins naturnahe und idyllische Hinterland lohnen.

Autorin: Claudia Bassier