Auf in eine neue Dimension
Corvette Z06 Coupé
Es gibt nicht viele Autos, die einem ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern können. Das Corvette Z06 Coupé ist eines davon und da stand es nun tatsächlich vor uns, in einem herrlich strahlenden gelb. Schon beim Rundgang um das Fahrzeug mischen sich Ehrfurcht und Vorfreude.
Wo wir es sonst kaum erwarten können, ins Fahrzeug zu springen, lassen wir hier erstmal die Formen der Z06 auf uns wirken. Und die haben es in sich. Die bekannt gelungene Linie des Basismodelles Stingray wird durch verbreiterte Kotflügel, spezielle Designs von Front- und Heckschürze sowie den Heckspoiler nochmals extrem verschärft. Das I-Tüpfelchen setzt das Z07-Performance-Paket, das mit Front-Flaps, dem höhenverstellbaren Heckspoiler und der Carbon-Bremse echtes Renn-Flair verströmt. Und das ist gar nicht mal so weit hergeholt, denn die Z06 teilt sich viele technische Komponenten mit der Rennversion Corvette C7.R.
Wir gehen aber erstmal ganz in Ruhe an Bord und lassen das Interieur auf uns wirken. Uns umfängt ein fahrerorientiertes, sehr edel gestaltetes Armaturenbrett, das mit Leder und Alcantara bezogen ist. Ergonomisch ist alles perfekt angeordnet, das Alcantara-Lenkrad liegt gut in der Hand, ebenso wie der Schaltknüppel des gefahrenen 7-Gang-Modelles. Man sitzt sehr bequem in den Performance-Sitzen, die weitenverstellbar sind. Das Platzangebot ist erstaunlich geräumig. Als Neuerung für die Corvette Z06 ist Chevrolets neues MyLink-System mit 8-Zoll-Farb-Touchscreen jetzt mit Android Auto kompatibel. Android Auto ermöglicht eine einfachere, intelligentere Nutzung des Android-Smartphones im Fahrzeug über das Chevrolet-MyLink-Display. Der Fahrer hört seine Lieblingssongs und Playlisten, führt Gespräche und verschickt Nachrichten mittels Freisprechfunktion — all das über den im Fahrzeug eingebauten Touchscreen. Das konfigurierbare Display offeriert fünf Settings mit Wetter, Eco, Tour, Sport und Track. Im Performance-Traction-Mode eröffnen sich fünf ESP-Einstellungen.
Nun aber endlich auf den Starterknopf gedrückt und der 6,2 Liter große V8 erwacht zum Leben. Nach ein paar Sekunden schließen sich die äußeren Klappen der Auspuffanlage und der V8 säuselt im Leerlauf dezent vor sich hin. Bereits auf den ersten Metern wird klar, dass dies keine normale Testfahrt wird. Überall bleiben Fußgänger stehen und zeigen auf unseren Testwagen. Sogar Fotos werden aufgenommen. Und auch das Fahren ist anders als in anderen Autos. Es war uns zwar bereits vor Fahrtantritt bewusst, dass das hier kein Stadtflitzer, sondern ein Sportgerät für Kenner ist, aber mit einer derartigen Power hätten wir dann doch nicht gerechnet. Beim kleinsten Gasstoß schießt der Z06 derart vorwärts, dass man es kaum glauben mag. Wenn man sich ein wenig an diese Stärke gewöhnt hat, kann man die brachiale Gewalt dieses Traum-Motors dann auch wirklich genießen.
Dieses Auto hat einfach Kraft in allen Lebenslagen, unabhängig welche der sieben Übersetzungsstufen des manuellen Getriebes gerade eingelegt ist. Die Technik des Fahrwerkes sieht wie folgt aus: Vorn und hinten übernehmen Querblattfedern aus Verbundmaterial die Federung. Doppelquerlenker aus Aluminium sind für die Radführung verantwortlich. Die simple Technik ist aber keineswegs ein Nachteil, denn so lässt sich beispielsweise die Fahrzeughöhe extrem leicht einstellen, und die daraus resultierende perfekte Achslastverteilung ist ein Garant für bestes Fahrverhalten. Im Zusammenspiel mit der dritten Generation des “Magnetic Selective Ride Control”-Fahrwerkes, das man mittels des Fahrdynamikschalters justieren kann, bietet dieses Setup ein absolut exaktes, spitzes Einlenken, eine weitgehend neutrale Kurvenlage bei unglaublichem Gripniveau sowie einen erstaunlichen Komfort im Tour-Modus. Das ist einfach nur perfekt! Ebenso wie die Carbon-Keramik-Bremsen, die bissig und trotzdem gut dosierbar zupacken. Gut so, denn 659 PS und 881 Newtonmeter sind schließlich beeindruckende Dimensionen in der Motorwelt. In 3,8 Sekunden geht es von Null auf Hundert und Schluss ist erst bei 315 km/h! Selbst nachdem wir uns nach vielen Kilometer an diese Corvette gewöhnt haben, bleibt der Respekt vor der Urgewalt des Motors bestehen. Dieses Auto ist eine echte Herausforderung, der man sich aber gern stellt. So modern, zeitgemäß und gleichzeitig infernalisch schnell war noch keine Corvette vorher.