Es gab mehr als ein bloßes Facelift für den McLaren: Mit vielen neuen Teilen und mehr Leistung haben die Briten ihm ein richtiges Update verpasst und dabei so viel an ihrem ersten Straßensportler geändert, dass sie es nicht beim alten Namen lassen wollten. Statt 12C steht deshalb jetzt 650S auf den Flanken. Der Name ist Programm: Die 650 stehen für die neue Leistung, die McLaren aus dem vom 12C bekannten 3,8 Liter großen V8-Turbo im Heck des Wagens holt. Das sind noch einmal 25 PS mehr als bisher. Und das S kann man mit Sport oder besser noch mit Schärfe übersetzen. Es sind vor allem die stramme Straßenlage, das kompromisslose Fahrwerk, die buchstäblich richtungsweisende Lenkung und die bissigen Carbonbremsen, an denen der Unterschied deutlich wird. Seine Aerodynamik und das Fahrwerk des 650S lassen sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten zu. Er liegt verführerisch gut auf der Straße und haftet in der engsten Kurve auf der Ideallinie. Außerdem kommt er im Ernstfall sehr schnell zum Stehen, so dass man geneigt ist mit jedem Kilometer weiter die Grenzen auszutesten. Das Auto jedenfalls kann einiges, wie die Messwerte belegen: In glatten drei Sekunden geht der McLaren auf Tempo 100, 200 km/h werden nach 8,4 Sekunden erreicht, Vmax liegt bei 333 km/h – da wird es auch auf der Überholspur schon ziemlich einsam. Locker und leicht drückt der direkt hinter der Fahrgastzelle verbaute Achtzylinder den Boliden selbst oberhalb der 200-km/h-Marke nach vorne. Möglich wird das rasante Tempo aber nicht allein durch das Tuning für Motor und Fahrwerk. Die Ingenieure haben auch noch einmal an der Aerodynamik gefeilt. Der neue Bug produziert deutlich mehr Abtrieb und der riesige Heckflügel entwickelt jetzt ein segensreiches Eigenleben. Er stellt sich nicht nur in unterschiedlichen Winkeln auf, um den Wagen zu stabilisieren, sondern unterstützt auch noch den Bremsvorgang, in dem er bei Bedarf den Luftwiderstand erhöht. Im Stadtverkehr und auf der Landstraße lässt sich das Potenzial des McLaren 650S gerade einmal anreißen. Festzuhalten bleibt aber auch hier, dass er überragend einlenkt, eine exzellente Kurvendynamik und –stabilität bietet. Die serienmäßige Karbon-Keramik-Bremse greift beherzt zu und lässt sich dabei sehr feinfühlig dosieren. Überflüssig zu erwähnen, dass der Mittelmotor-Sportler – zumindest auf trockener Straße – seine Bärenkräfte verzögerungslos auf den Asphalt überträgt. Die Federung schluckt im Normal-Modus sogar die fiesen Unebenheiten. Die Rundumsicht ist dank weit abstehender Außenspiegel ordentlich. Bevor es losgeht, bleibt viel Zeit, den Respekt in Ehrfurcht umschlagen zu lassen. Dafür reichen ein paar Blicke in die Scheinwerferaugen des Sportwagens. Die Leuchten sind dem Markenlogo nachempfunden.