Fortsetzung des Artikels von Farzin Bandarchian von Seite 28 aus AFA 2/2012
…greift diese Entwicklung auf. Die räumliche Dichte in Verbindung mit einem intelligenten Nahverkehrssystem würde den weitest gehenden Verzicht auf das private Automobil ermöglichen. Die damit einhergehende Abnahme der Belastung durch Emissionen würde das Wohnen in der Stadt als alternative zum Eigenheim im Grünen attraktiver machen. Hochwertiges städtisches Wohnen könnte in Form von Penthäusern, Maisonetten und Dachgärten weiter aufblühen. Umso erfreulicher für Architekten und Stadtplaner und ihre Konzepte scheinen die Weiterentwicklungen an den sogenannten Personal Rapid Transit Systemen (PRT), zukunftsweisende Technologien aus den 1970er Jahren zu sein. Diese vollautomatischen fahrerlosen Kleinfahrzeuge können den Fahrgast ohne Umsteigen an sein Ziel befördern. Durch die hohe Kompatibilität des Systems mit bestehenden Nahverkehrsnetzen und dem dadurch erreichten dichtem Gesamtliniennetz können die PRT-Systeme die gewünschte intelligente Nahverkehrsstruktur für das Konzept der Stadt der kurzen Wege darstellen.
Andere Konzepte setzen auf Veränderungen in bestehenden Verkehrssystemen. Um dabei allerdings die Abhängigkeit vom Öl zu minimieren kommen alternative Energieträger wie Biodiesel oder Ethanol verstärkt zum Einsatz. Die wichtigste Erneuerung an bestehenden Systemen aber werden die Elektrofahrzeuge sein. Wobei der entscheidende Faktor für den Erfolg der Elektromobilität die saubere und nachhaltige Primärenergiegewinnung sein wird. Außerdem verlangt das System eine Umstellung in der vorhandenen Infrastruktur. Die Überbrückung dieser Zwischenzeit könnte anhand der Hybridfahrzeuge erfolgen, die sich vor allem dafür eignen die Nutzer auf das neue System vorzubereiten.
Für viele Fachplaner jedoch stellt die Kombination der verschiedenen Konzepte den richtigen Weg zum Erfolg dar. Mittels Navigations- und Digitaltechnik können nicht nur die verschiedenen Systeme mit einander kommunizieren, sondern auch ihre jeweiligen Benutzer. Dadurch steigt die Effizienz, wobei sich gleichzeitig neue soziale Strukturen herausbilden können.
Derzeit wird in Masdar, Abu Dhabi eine Modellstadt gebaut, die die verschiedenen Konzepte der Verkehrsplanung aufgreift. Da Masdar als autofreies Gebiet konzipiert ist erfolgt an den Stadtgrenzen ein Systemwechsel. Ähnlich dem Konzept des Park and Ride werden Ankommende Autos in Parkhäusern umgeleitet. Eine vertikale Unterteilung des Verkehrs in drei Ebenen charakterisiert die innerstädtische Verkehrsführung. Eine Hochgeschwindigkeitsbahn auf der obersten Ebene verbindet Masdar mit Abu Dhabi. Die mittlere Ebene teilen sich die Fußgänger mit den Radfahrern. Auf der untersten Ebene befindet sich ein ausgeklügeltes PRT-System, welches seinen Energiebedarf aus Photovoltaikanlagen aus der Wüste deckt. Die klare Trennung des Verkehrs ermöglicht zudem einen unbehinderten Durchfluss.
Im Gegensatz zum Besitzen von PKWs mit den entsprechend anfallenden Kosten ist das reine Nutzen des Mobilitätsangebotes der Stadt Masdar weitaus Effizienter. Die Kosten und die Zeit, die hier gespart werden, können einen gesellschaftlichen Mehrwert bilden.
Noch weiter in die Zukunft gedacht ist die Vision des SkyCar City Projekts, die von enormer räumlicher Verdichtung der Stadt ausgeht. Das Zeitalter der Beschleunigung bricht an. Wir erkennen dieses Szenario anhand der Utopien von Megacities, die vor allem von Filmemachern immer wieder in Szene gesetzt wurden und die Zuschauer in Ekstase versetzt haben wieder. Fliegende Autos mit einem hochleistungsfähigen Brennstoffzellenantrieb bilden den Kern dieses Szenarios. Das Auto wird zum wichtigsten Produkt einer in höchstem Maße individualisierten Gesellschaft, um dem sich nahezu alle städtische Funktionen bilden werden. Autokino und Drive in, die wir heute schon kennen, sind dabei die banalsten Formen der Funktionsanpassung.
Womöglich aber werden wir in der Zukunft allen Konzepten örtlich und zeitlich getrennt in einer weniger radikalen Art und Weise wieder begegnen. Bei unterschiedlichen Voraussetzungen werden dementsprechend auch unterschiedliche Szenarien die angemessene Lösung bieten.
Dabei aber scheint die Verkehrsplanung untrennbar von der technischen Umsetzung zu sein und somit sind Architekten also genauso wie Automobilhersteller in die Verantwortung zu nehmen.