Als 1993 der erste Twingo an den Start ging, war die Grundidee einen Minivan und Kleinwagen in einem optisch reizvollen Auto zu verein. Inzwischen haben die Franzosen die dritte Twingo-Generation auf den Markt gebracht. Das grundlegende Konzept ist dasselbe geblieben, am Design und an der Technik hat sich aber so manches geändert. Wie sich diese Änderungen fahren, haben wir getestet.
Exterieur:
Auffällig ist zunächst seine Größe, oder sagen wir besser: seine Kürze. Er ist ein schönes Beispiel cleverer Ingenieurskunst, denn der Twingo III wurde zwar um 10 Zentimeter gekürzt, der Radstand wuchs aber trotzdem um gut 12 Zentimeter. Möglich macht das die Umsiedlung des Motors ins Heck. Der neue Renault Twingo sieht außerdem dynamisch aus. Im Gegensatz zum Ur-Twingo besitzt er eine ausgeprägte Frontpartie. Aber ansonsten bleibt auch die dritte Generation des Twingo den traditionellen Werten der Baureihe treu. Das rundliche Design erinnert entfernt an den Urahn R5. Eine Neuerung ist besonders spannend: Der Franzose sieht durch die versenkbaren Türgriffe hinten zwar aus wie ein Zweitürer, wird aber ausschließlich als Viertürer angeboten.
Interieur:
Trotz der geringeren Fahrzeuglänge haben die Insassen, vom Fahrer bis zu den Passagieren, jetzt mehr Platz. Außerdem besitzt der Twingo nun zwei Fondtüren, was das Einsteigen erleichtert. Das Cockpit im Twingo ist übersichtlich gestaltet. Renaults Kleinster ist gemessen an seinen Möglichkeiten ein ganz Großer. Die Lenksäule lässt sich in der Höhe, aber nicht in der Tiefe verstellen – was jedoch nicht so schlimm ist, da man dank des üppigen Fußraums weit den Sitz weit nach vorne verstellen kann. Highlights sind das 20 Liter große Staufach unter der Rückbank, das herausnehmbare Handschuhfach (dient dann als Tragetasche) oder das ebenfalls herausnehmbare Fach in der Mittelkonsole. Clever ist auch, dass die Beifahrersitzlehne (serienmäßig) komplett umgelegt werden kann, dann passen Gegenstände bis 2,30 Meter Länge in den Twingo. Der Kofferraum hätte diese Stauraumunterstützung mit 219 bis 980 Litern aber eigentlich gar nicht nötig. Renault bietet im Twingo serienmäßig die Möglichkeit an, das Smartphone per App als Infotainment und Navi ins Auto einzubinden. Passend dazu liefert Renault eine Handyhalterung für das Armaturenbrett mit. Als Extra kann man aber auch eine fest installierte Navi-Infotainment-Halterung ordern.
Motorisierung:
Wir waren froh, dass wir es mit dem Energy TCe 90 zu tun hatten, denn der hat spürbar mehr Schwung als der 1.0 SCe 70. Für passenden Vortrieb sorgt beim Energy TCe 90 ein 90 PS starker Dreizylinder mit nur 0,9 Liter Hubraum und immerhin 135 Nm Spitzendrehmoment, die bereits ab 2.500 U/min zupacken. Für einen nur 898 Kubikzentimeter großen Motor sind das durchaus anständige Werte. Mehr Leistung ist nicht nötig, weil er nur ein Leergewicht von 1.018 Kilogramm auf Trab bringen muss. Und das erledigt der Ottomotor im Zusammenspiel mit dem serienmäßigen, knackig abgestimmten Fünfganggetriebe tadellos: Den Standardsprint erledigt der Twingo mit ihm in weniger als 11 Sekunden. Auf der Autobahn schafft er 165 km/h. Auch bei den Überholvorgängen im vierten und fünften Gang macht der Twingo mit dem Turbobenziner einen viel lebendigeren Eindruck. Der Verbrauch liegt mit 4,3 Litern nach NEFZ (99 Gramm CO2) und 5,4 Litern im Test kaum über dem des Saugers. Mit dem brandneuen, optionalen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (EDC) steigt der Normverbrauch allerdings auf 4,8 Liter.
Fahreigenschaften:
Ab Werk hat der Twingo unter anderem bereits ABS und ESP verbaut, außerdem zwei Isofix-Halterungen hinten, einen Geschwindigkeitsbegrenzer und eine Reifendruckkontrolle. Serienmäßig ist mittlerweile auch ein Seitenwindassistent. Somit braucht man sich um die Sicherheit kaum Sorgen machen.Der kleine Franzose kann zudem ab Werk mit guten Bremsen – knapp 38 Meter Bremsweg aus Tempo 100 – und einem sensationell kleinen Wendekreis punkten. 8,6 Meter braucht er für eine Drehung um die eigene Achse, dazu kommt ein Vorderrad-Einschlagwinkel von 45 Grad. Der Twingo lässt sich so auch vorwärts in enge, parallel liegende Parklücken einparken – und zwar ohne Probleme. Letztlich kann es dem kleinen Franzosen so gar nicht oft und eng genug ums Eck gehen. Das soll aber nicht heißen, dass sich der Twingo nur in der Stadt zu Hause fühlt. Mit seiner straffen, aber immer noch sanften Abstimmung transportiert er seine Insassen auch über längere Strecken komfortabel. Dank des TCe 90 fühlt sich der neue Twingo auch auf langgezogenen Landstraßen wohl. Denn mit seinem breit angelegten maximalen Drehmoment kann der winzige Franzose auch ganz schaltfaul und entspannt gefahren werden. Da echte Gleiter aber selten sind unter den Minis, erhöht das den Reiz des neuen Twingo. Angenehm ist auch die gute Geräuschdämmung, vom Motor im Heck hört man selbst bei Vollgas nicht viel.
Fazit:
Drei Dinge sind uns nach der Testfahrt besonders positiv in Erinnerung geblieben: sein winziger, enorm praktischer Wendekreis, sein wunderbarer variabler Innenraum und der spritzige Heckmotor. Er brummt überwiegend knuffig und zieht Dank Turbo anständig. Lob gibt’s zudem für die bunte Farbpalette und die kleinen, günstigen Extras zur Individualisierung. Trotz deutlich kleinerer Karosserie bietet der Kleine weiterhin genug Platz, die Agilität und der Fahrspaß wurden aber beträchtlich erhöht – vor allem mit dem Turbobenziner TCe 90.